Picture of Bärbel

Bärbel

Amour Fou — Verrückte Liebe von Käse und Wein

Amour Fou — Verrückte Liebe

…oder wer trinkt noch Rotwein zum Käse?

Ich im Normalfall nicht. Das ist mir meis­tens zu unhar­mo­nisch und unrund. Ich bevor­zu­ge eher Weißwein, Süsswein, Portwein oder Fruchtweine zu den Rohmilchprodukten.

Warum? Es passt ein­fach bes­ser. Finde ich. Aber Geschmack ist immer sub­jek­tiv und im Laufe der Jahre haben wir gelernt: immer schön indi­vi­du­ell bleiben.

 

Anfang Dezember hat das Magazin Salon mit Nele Putz (Affaire de Goût — Fromagerie in Paris) und mir ein Instagram Live Tasting prä­sen­tiert. Die Aufgabenstellung von Nele waren fol­gen­de Käse: Comté, Tomme de Brebis, Camembert https://www.affairedegout.de & https://www.salon-mag.de

Nach einer kur­zen Überlegung, Käseeinkauf und einem Tasting, habe ich mich für fol­gen­de Weine entschieden:

Comté — Jura dazu Dry White Port, Niepoort — Douro https://www.niepoort-vinhos.com/de/

Das Haus Niepoort pro­du­ziert schon seit vie­len Generationen Portwein. Portwein kommt immer aus dem Dourotal aus Portugal und ist das ältes­te, klas­si­fi­zier­te Anbaugebiet welt­weit (1756). Portwein ist ein gesprit­te­ter Wein, den es in rot, braun und weiß gibt (Rosé auch — ist aller­dings recht unre­le­vant) Der Most die­ses Portweins reift län­ge­re Zeit mit den Traubenschalen und Stielen zusam­men und wird, bevor die end­gül­ti­ge Cuvée zusam­men­ge­fügt wird, für min­des­tens drei­ein­halb Jahren in klei­nen, alten Fässern ausgebaut.

Weinbeschreibung: Dunkelgold mit oran­ge­nen Reflexen zeigt sich der Wein im Glas. Erdige Noten, Vanille, Mandelgebäck und Nussaromen gibt der wei­ße Portwein preis. Er ist sehr kräf­tig, mit der deut­li­chen wär­men­den Note, die Säure belebt die Süsse und die Power des Weines, lässt ihn etwas schlan­ker dar stehen.

Warum zum Comté? Der Comté bringt Mineralität bzw. Salzigkeit mit in das Spiel. Er wirkt sehr tro­cken im Mund, was der Port auf­fan­gen kann durch sei­ne leicht oxi­da­tive Note und die fei­ne Süsse die er mitbringt.

Camembert — Normandie dazu 2018 Poiré Granit, Eric Bordelet — Normandie https://ericbordelet.com

Ein Birnencidre par exelence. Eric Bordelet, bis dato Sommelier in einem Pariser Restaurant, über­nahm 1992 die Leitung des Familienguts in der Normandie. Er ist nicht nur Sommelier, son­dern stu­dier­te auch Oenologie an der Weinbauschule in Beaune. Um gute Produkte für die Gärung zu haben, baut Eric Bordelet sein Obst nach Biodynamischen Richtlinien an. Die Birnen für den Granit stam­men von einer sehr alten Plantage, die auf Granitböden wächst. Nach der Ernte lässt Bordelet die Birnen 3–5 Wochen lie­gen, damit Wasser ver­duns­tet, der Extrakt und die Süsse inten­si­ver wird. Nach dem Einmaischen und der Pressung reift der Poiré erst im Fass, wird dann fil­triert und mit der natür­li­chen Kohlensäure in die Flasche gefüllt.

Weinbeschreibung: Der Poiré ist gold­gelb mit einer fei­nen Schaumbildung im Glas. Es ist als wür­de man sei­ne Nase in einen Korb vol­ler Birnen hal­ten, aber auch Quitte, Kräuter und Blüten sind Aromen die ich im Wein wie­der­fin­de. Wie ein Gericht aus mei­ner Kindheit: Birne im Schlafrock! Hefenoten. Am Gaumen hat er eine sehr ele­gan­te und fei­ne Perlage, gute Restsüsse, die durch die for­sche Säure sehr aus­ge­wo­gen ist, so das der Poiré im Nachschmecken eher tro­cken wirkt. Wow, was für ein kom­ple­xes Aroma. Das Glas duf­tet noch ewig nach den Birnen aus der Normandie.

Warum der Poiré dazu? Zum Camembert und der Poiré sind ein Match, weil bei­des aus einer Region kommt. Die leich­ten Champignonaromen des Käses gehen wun­der­bar mit der fruch­ti­gen Birne. Als Faustregel kann man sich mer­ken: Gerichte, Speisen oder Käse aus einer Region funk­tio­nie­ren wun­der­bar mit den Getränken aus der glei­chen Region.

Tomme de Brebis — Provence dazu 2019 Stetter Scheurebe QbA, Weingut am Stein — Franken https://www.weingut-am-stein.de

Das Weingut am Stein in Franken setzt seit eini­gen Jahren auf bio­dy­na­mi­schen Weinanbau. Das bedeu­tet, kei­ner­lei Herbizide und Chemie im Weingarten, wie auch im Keller. Die Weingärten sind gesund, begrünt und vol­ler Leben durch Insekten und Vögel. Die Scheurebe wächst auf Muschelkalkböden, was den Wein sehr weich und ele­gant macht.

Weinbeschreibung: Der Wein prä­sen­tiert sich in einem hel­len, kla­ren gelb, mit leicht grün­li­chen Reflexen. Der Duft von exo­ti­schen Früchten, Mango, Lavendel und Rosenblüten steigt einem in die Nase. Der Wein ist eher fruch­tig gehal­ten, nicht ganz tro­cken, was ihm einen schö­nen Schmelz ver­leiht. Die Säure ist nicht vor­der­grün­dig aber leben­dig und von der fei­nen Fruchtigkeit abgepuffert.

Warum zum Tomme? Der Schafskäse ist recht tro­cken und hat wenig Fettanteil. Da muss etwas fruch­ti­ges dazu­kom­men. Man könn­te ver­schie­de­nen Fruchkompotten, Chatneys oder ähn­li­ches dazu anbie­ten. Die Scheurebe hat genau das, sie ist schön fruch­tig und hebt genau wie das Fruchtkompott die fei­nen Noten her­vor. Manchmal muss man ein­fach mit den Aromen spielen.

 

Das Gute ist: Man kann nichts falsch machen! Am Ende kann man für sich sel­ber ledig­lich als Fazit zie­hen: schmeckt oder schmeckt nicht. Und Wenn Sie immer noch Rotwein zum Käse bevor­zu­gen, per­fekt. So soll es sein!