Armagnac — die Königsklasse
Im Söl’ Ring Hof habe ich viele tolle Produkte über die Jahre kennengelernt. Vieles ist Johannes King geschuldet, einem extrem genussorientierten Menschen, der seine Nase nicht nur in die Töpfe steckt sondern auch in Gläser. Er hat eine Nase für Genuss und für gute Produkte. Neben Portwein ist auch Armagnac von Laberdolive ein Steckenpferd im Söl’ Ring Hof. Armagnac kannte ich bisher als Pendant zu Cognac, hatte mich aber früher nicht damit beschäftigt, bis ich 2009 auf unserer kleinen Düne gelandet bin.
Ganz Allgemein ist Armagnac der älteste Eau-de-vie Frankreichs, er stammt aus dem Südwesten des Landes, der Gascogne. Das einzige was Cognac und Armagnac gemeinsam haben, ist der Rebsortenspiegel aus denen der Weinbrand gewonnen wird.
Laberdolive mit dem Sitz auf der Domaine de Jaurrey, ist ein sehr altes, traditionelles Haus, welches in Labastide‑d’Armagnac (Bas Armagnac) also im Herzen der Gascogne sitzt. Sie beziehen ihre Trauben ausschließlich aus den eigenen Weingärten.
Auf den sandigen Böden bauen sie nur drei Rebsorten an: Ugni Blanc, Folle Blanche und Baco Blanc. Die Trauben werden zu einem Grundwein ausgebaut, der nicht geschwefelt oder chapatlisiert wird (Zugabe von Zucker damit mehr Alkohol entsteht). Die Weine müssen vor dem 31. März des Folgejahres laut Gesetz gebrannt werden.
Auf der Domaine de Jaurrey passiert dies noch in einer kleinen, von Hand angefeuerten Alambic (Brennblase). Im Gegensatz zum Cognac, ist das Brennen von Armagnac ein kontinuierliches Verfahren.
Der Destilierapperat besteht vollständig aus Kupfer und ist mit verschiedenen Kupferböden ausgestattet. Durch das Erhitzen zieht der Alkoholdompf nach oben über die verschiedenen Kupferplatten, die mit sogenannten „Glocken“ versehen sind und nimmt so die Aromen des warmen Weines auf, der durch die gleichen Böden herunterläuft. Ein Kreislauf entsteht. Der Alkoholdampf sammelt sich in einem Kondensator, kühlt ab und kann dann abgezogen werden. Das Herzstück des sehr fruchtigen Destillates reift danach in Fässern.
Laberdolive baut das Eau-de-vie die ersten drei Jahre in neuen Eichholzfässern von ca. 400 l aus, die nächsten 2–3 Jahre in gebrauchten Eichholzfässer und dann gelangen sie in die großen Fässer, die schon sehr sehr alt sind, um dort zu schlummern, bis sie irgendwann abgefüllt werden.
Pierre Laberdolives verdünnt seine Destillate nicht mit Wasser, sondern bringt sie auf „Trinkstärke“ durch die Zeit. Pro Jahr verdunstet ca 0,5 %vol Alkohol aus den Fässern (je nach Fassgröße). Das nennt sich „Part des Anges“ — Anteil der Engel. Der Keller ist schwarz, von Außen wie von Innen, ein spezieller „Kellerpilz“ der durch die Verdunstung entstanden ist.
Durch die Wahl der Fassgröße zu Beginn der Reifung beeinflusst man die Menge der Verdunstung. Wenig Inhalt, große Oberfläche — es verdunstet mehr. Bei einem größeren Fass hat man durch das Verhältnis von Oberfläche und Inhalt, weniger Verdunstung. Die großen Fässer müssen immer wieder mit dem gleichen Destillat aufgefüllt werden.
Laberdolive ist eines der besten Brennereien des Landes, eine Manufaktur dessen bester Verbündete die Zeit ist.
Verkostungsnotizen
Bas Armagnac Hors d’Age Dieser Armagnac ohne Jahrgang ist nur für den internationalen Markt bestimmt und die Einstiegsdroge von Laberdolive. Es ist der einzige Armagnac des Hauses, der mit Quellwasser auf Trinkstärke gebraucht wird. Eiche, Toffee, Nussig, weich und rund. Der Alkohol spielt weich im Nachhall. 42% vol Alkohol
1998 Bas Armagnac Zedernholz, Tabak, intensive Nase. Am Gaumen präsentiert sich der Armagnac kräftig, wärmend, vibrierend und cremig. 46% vol Alkohol
1986 Bas Armagnac In der Nase findet man Noten von Rumtopf, dunkle Beerenfrüchte, angeflämmtes Eichholz, er hat eine weiche Struktur im Mund, Karamellnoten, weich auf der Zunge und bleibt noch etwas bei uns. 46% vol Alkohol
1979 Bas Armagnac Der Armagnac präsentiert sich bernsteinfarben mit goldenen Reflexen im Glas, sein Duft erinnert an lauwarmes Karamellpopkorn, nasses Heu, er ist sehr weich im Mund und wirkt sehr leicht. 44% vol Alkohol
1962 Bas Armagnac „Domaine du Pillon“ Dies ist eine separat ausgebaute Parzelle der Domaine de Jaurrey Er präsentiert sich in einem hellen Braun, mit hell bernsteinfarbenen Reflexen. Die Nase ist würzig, leicht und erinnert an Rumkirschen. Auf der Zunge findet man Karamellnoten wieder, sehr filigran, feminin und weich. 44% vol Alkohol
1942 Bas Armagnac Die Farbe ist ein helles braun mit goldenen Reflexen, der Duft erinnert an Holz, ist intensiv in der Nase, weißer Pfeffer und leicht im Mund. 43% vol Alkohol